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Das Ende der Welt im Wandel der Zeit
Vortrag von Eike Piersdorf (Berlin) zur Abhängigkeit der jeweiligen Trendapokalypse von der politischen Konjunktur.
Mit SciFi-Filmbeispielen.
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine religiöse Domäne, die Vorhersage eines nahen Weltendes, zunehmend von den neuen Genres der phantastischen Literatur besetzt. Wie die religiösen Vorbilder hat auch diese apokalyptische Science Fiction eine mahnende Funktion für ihre wartende Gemeinde, auch wenn das Ende der Welt nun aus ausserirdischen Strahlenkanonen statt durch Gottes Feuerregen kommt. Und wie bei der religiösen Apokalypse lohnt es sich auch bei der säkularen Variante den Motiven und Beweggründen der Verfasser nachzuspüren.
Eike Pierstorff untersucht in seinem Vortrag, wie sich fiktive Weltuntergangsberichte über die Jahre an realpolitischen Konstellationen orientierten und umgekehrt, ob und in wieweit die Realität die Kunst nachgeahmt hat in Versuchen, das Weltgericht abzuwenden - oder es erst herbeizuführen. Die Apokalypse ist ein gängiges Motiv in der Science Fiction, sei es als Vorstellung eines Weltenendes, als Endkampf der/des Guten gegen das/die Bösen(n), oder als Idee einer 'Tabula Rasa', einer leergefegten Welt in der ein schuldloser Neuanfang möglich ist. Dass sich Schriftsteller und Filmemacher dabei bei der christlichen Erlösungsmythik bedienten, war schon deshalb naheliegend, weil technisch orientierte Science Fiction überwiegend ein Produkt christlich geprägter Länder (der angloamerikanische Raum, Europa und der europäische Teil Russlands) ist.
Der Anlass der Katastrophe wechselt allerdings, abhängig von der jeweiligen politischen Konjunktur; von der Etablierung des SciFi-Genres in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute kam das Ende abwechselnd durch Aliens, Überbevölkerung, Atomkriege, Technik die sich gegen ihre Schöpfer erhebt oder den ökologischen Kollaps. Und je nach weltanschaulicher Ausrichtung der Autoren sollen die Berichte von der (fiktiven) Apokalypse als Mahnung und Warnung verstanden werden oder auch eine gewisse Genugtuung über den bevorstehenden Untergang einer sündhaften Menschheit zum Ausdruck bringen.
Das Redemanuskript mit Videobeispielen findet sich auf dem Blog von Eike Piersdorff.