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Filme im Ausland
Das
Haus und die Wüste
Dokumentarfilm
von Anna Faroqhi, Deutschland 2005
Kamera: Til Maier
Musik:
Benjamin Rinnert
Länge:
57 Minuten
Ein
Haus ist mehr als nur eine Unterkunft, es ist ein Symbol für
eine Idee von Leben. Von diesem Gedanken geht Anna Faroqhi in ihrem
essayistischen Dokumentarfilm aus, um sich Israel zu nähern.
Durch
die Betrachtung der Häuser an verschiedenen Stationen ihrer
Reise gibt sie Einblick in die Lebensformen
der Menschen heute, findet darin zum Teil aber auch die Geschichte
des Landes widergespiegelt.
Die
Autorin findet im Garten eines Wohnhauses in Jerusalem eine einfache
Hütte von einem der europäischen, zionistischen Siedler,
die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Palästina eine jüdische, sozialistisch geprägte Gesellschaft aufbauen wollten. Seine
Nachkommen haben die Hütte als Erinnerung an die Anfänge
bewahrt. Im Kibbuz Ma’agen Michael nahe Haifa, wo die Bauweise an
eine amerikanische Vorstadt erinnert, zeigt sich, dass die
sozialistische Idee vom kollektiven Leben mit gemeinsamem Speisesaal,
freier Kinderbetreuung und Schulbildung heute nicht mehr angestrebt
wird. Das Kibbuz soll privatisiert werden. In Tel Aviv, einer
bürgerlichen Stadt, sind die Spuren europäischer –
vor allem deutscher Einwanderer, die
seit 1930 vor den Nationalsozialisten flohen – unübersehbar.
Architekten, von denen viele am Bauhaus in Dessau studiert hatten,
bauten hier
im modernen, internationalen Stil. Sie kamen nicht freiwillig nach
Israel, lernten aber das
Land lieben, obwohl sie nie ihre Kultur und Sprache aufgaben. Ganz
anders ist die Lebenssituation der jüdischen Siedler im
Westjordanland, die sich in uniformen Settlements wie
in Ariel oder in improvisiert angelegten kleinen Ansiedlungen durch
Zäune, Fahnen und Grenzposten
von ihren „Nachbarn“, den Palästinensern abschirmen müssen.
Aber auch innerhalb jüdischer
Städte und Siedlungen findet die Autorin viele disparate
Gruppen, die sich voneinander
abgrenzen: etwa die orientalischen Juden in Ma’alot, einer kleinen
Stadt an der Grenze
zum Libanon, oder die Beduinen in der Wüste bei Be’er Sheva,
die in einer Art offenen Garage
leben und das Haus nur zu Repräsentationszwecken nutzen, falls
sie nicht der Tradition
treu geblieben sind und weiterhin in Zelten leben. Ähnlich wie
die Beduinen, wenn auch
mit anderen Traditionen, leben die Juden in Jerusalems orthodoxem
Viertel Me’ah Sha’arim
in einer abgeschlossenen Welt. Dagegen müssen Randgruppen wie
die thailändischen und
malaysischen Landarbeiter in improvisierten Hütten aus Wellblech
und Plastikplanen leben,
weil sie nicht auf Dauer bleiben sollen.
Die
Filmemacherin Anna Faroqhi wurde 1968 in Berlin geboren. Nach einem
Musik-, Mathematik- und
Physikstudium studierte sie an der Hochschule für Fernsehen und
Film München und arbeitet
seitdem als Regisseurin, Schriftstellerin und Dozentin. Seit 1994
drehte sie zahlreiche Kurzfilme,
Filmessays und Dokumentarfilme, darunter „Silber und Gold“
(1997), „Die Geschichte
von Belinda und Zoe“ (1998) und zuletzt „Warten“ (2003), die
auf vielen internationalen Festivals
aufgeführt wurden. Derzeit bereitet Faroqhi ihren ersten
Spielfilm vor.