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teheran in berlin #1 plus: Party mit Stef the Cat

4 Apr 2009 - 20:30

cadartin produktionen / Charlotte von Bausznern

Teheran.:.sahebe delam.:.

Eine szenische Lesung mit akustischen und visuellen Souvenirs

In Teheran sitzt eine der grössten Blogger-Gemeinschaften der Welt und haut in die Tasten, was über die Lippen nicht dringen darf, reisst jede Tür auf, die woanders zugeschlagen wird: die iranischen Blogs sind Gratiszeitung, Tagebuch und Kontakt in die Welt. Eine Entführung in eine Stadt, die auf unvergleichliche Art moderne Urbanität und ein Leben voller konservativer Regeln in explosiver Weise vereint – „updated“ nach der erfolgreichen Erstaufführung Juli 2008, nach wie vor unter dem Motto: „Viva freedom of the keyboard!“

Regie und Video Charlotte von Bausznern Mit Aida Ira el-Eslambouly, Sascha Pederiva, Sound Daniel Dorsch

Im Anschluß an die Vorführung gibt es vor Ort die Möglichkeit des Gespäches mit Teheranerinnen via Live Chat über Skype. Chat Protokoll von der Veranstaltung am 31.03. in Zürich : www.cadartin.com/?page_id=55

& Party mit Stef the Cat (Iranische und Nicht-Iransiche Disko)

 

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Nach einem denkwürdigen Aufenthalt in Teheran im Februar 2008 beschließt die Regisseurin Charlotte von Bausznern sich dem Thema Teheran zu widmen. Sie sucht Theaterstücke von Autorinnen aus Teheran und stößt dabei auf eine unermessliche Menge an Blogs. Nun macht sie aus der Not eine Tugend und inszeniert diese Blogs zu einer szenischen Lesung mit hoher Aktualität.

Die Blogtexte sind auf englisch, einige Passage in Farsi übersetzt und werden von zwei Schauspielern gelesen. Die Musik dazu stammt von Daniel Dorsch, der gerade mit Hans-Werner Krösinger für die Stücke "History Tilt" (über den Völkermord an den Armeniern) und "Ruanda Revisted" gearbeitet hat.

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Teheran .:. sahebe delam .:.
ein Zwischenbericht

Februar 2008 brachen Bernhard Mikeska, Regisseur, Dominic Huber und Christa Wenger von blendwerk auf nach Teheran, Iran, um ein Gastspiel am Fadjr Festival, dem grössten Theater Festival in der Region, zu geben. Dass all die Erlebnisse und Erfahrungen eine künstlerische Erarbeitung verlangten, war früh klar. Ein anfänglich geplantes Filmprojekt liess sich allerdings nicht realisieren – geblieben davon sind unzählige aus der Hüfte gefilmte Handy- und Digitalkamera-Filmsequenzen. Daniel Dorsch, Tontechniker für das Gastspiel und sounddesigner im elektronischen Bereich, nahm seinerseits halb Teheran auf Tonband auf.
Zurück in der Schweiz eröffneten das nicht nachlassende Interesse, das sich im hartnäckigen Lesen von Blogs aus Teheran äusserte, und das Angebot eines Bekannten völlig neue Perspektiven. Im März 2008 stand der Raum des Theater Stoks für zwei Vorstellungen im Juli zur Verfügung und ein Text sollte gefunden werden. Im Mai 2008 war klar, dass der ideale Spiegel dieser durch westliche Medien verfremdeten Welt keine Schilderung aus westlicher Hand wäre, sondern die ursprünglichen Stimmen junger bloggender Teheranis – ausgewählt und somit durch den Filter eigener Erfahrungen, durch den Filter der westlichen Sicht. In kurzer Zeit waren Texte zusammengestellt und aus dem Englischen übersetzt, Schauspieler gefunden. Ein Sound-Workshop in Berlin setzte den Ton- und Video-Teil zusammen. Über Skype wurde zweimal der Text gelesen. Im Juli 2008 trafen wir uns einen Tag vor Premiere: die Bühne, bestehend aus Café-Tischen und den vorhandenen Stühlen, Leinwand und Beamer, wurde zusammengestellt, ein halber Tag geprobt, technische Schwierigkeiten dauerten bis zum Premierentag.
Schlussendlich ist ein spontaner Abend entstanden, der von seiner Offenheit lebt: zwei Menschen treffen sich in einem Café, in dem auch andere sitzen. Nach einem deutsch-persischen Stimmengewirr beginnen sie miteinander zu reden, zu erzählen. Sie streifen Kleidervorschriften, Essensgewohnheiten, Bush und Ahmadinejad, das Bloggen, das Strassenbild Teherans, Taxi-Fahren, Lügen und Wanderungen fern von Sittenwächtern, sie diskutieren heiss über Parties und landen mitten drin, enden in einem stillen, nächtlichen Moment: „sie sagen, dass das einzige beständige der wandel ist. damit bin ich nicht einverstanden. es gibt eine andere konstante, und das ist das verlangen nach veränderung.”
Dazu klingen Geräusche vom Markt, von den menschenleeren Strassen des Nachts, ein Rhythmus schält sich in der Folge aus Bildern (Mittagsgebet am iranischen Fernsehen, Bärtige auf den Wandplakaten, eine Verhaftung, lachende Gesichter unter tanzenden Menschen) und Worten.
Die iranischen Zuschauer lachen an anderen Stellen als die europäischen, unbedarften Besucher. Sie wundern sich über Dinge, die ihnen nie aufgefallen wären, die sie vielleicht für unwichtig erachten. Sie verstehen die Insider. Die anderen Zuschauer bleiben anschliessend eine Weile sitzen, trinken ihr Getränk aus, verarbeiten den Schwall an neuen Informationen. Obwohl Presse angemeldet war, erscheint sie nicht. All die menschlichen Rückmeldungen (die ausnahmslos alle nach einer Wiederholung verlangen) erzählen ein überraschtes, entspanntes Bild voller neuer Eindrücke oder Bestätigungen, ein ausreichendes.
Nach beinahe einem Jahr stehen die ersten Gastspieldaten fest. Ein neuer Blick auf die Blogs zeigt: es hat sich viel und wenig geändert, das Interesse ist ungebrochen, die Nachrichten sind bedrückend und erleichternd wie zuvor. Wir wollen ein bisschen mehr Teheran mit allen Sinnen einbringen, mehr Café-Situation, mehr Tee, mehr iranische Party, mehr verändern, neues erzählen.

Januar 2009, Charlotte von Bausznern
www.cadartin.com